Die Deutsche Telekom hat angekündigt, zukünftig die Bandbreite – also die Geschwindigkeit von Internetanschlüssen im Festnetz- zu „drosseln“, sobald das High-Speed Volumen aufgebraucht ist.

Konkret bedeutet das, dass bei einem DSL mit einer Bandbreite von bis zu 16 Mbit/s (1,91 MegaByte pro Sekunde) der Anschluss ab einem Verbrauch von 75 GigaByte nur noch 384 kBit/s (0,046 MegaByte pro Sekunde oder auch 47 KiloByte pro Sekunde) hergibt.

Wir alle kennen das bereits vom Mobilfunk beim Handy. Die erste Hälfte des Monats geht es noch schnell und dann ist man „gedrosselt“ unterwegs. Wie deplatziert dabei der Begriff „gedrosselt“ ist, hat bereits Sven Dietrich in seinem Artikel „Wissenswert. Telekom kaputt, langsamer als eine Stechmücke“ erläutert.

Ich möchte nun nicht direkt auf die Problematik der schwindenden aber notwendigen Netzneutralität eingehen (Siehe hierzu: http://raummaschine.de/blog/2013/04/22/netzneutralitaet/). Nein, mir geht es um die Ursachen des überaus zweifelhaften Vorstoßes der Telekom.

384 kBit/s sind auf dem Land oft das höchste der Gefühle

In meinem Heimatort ist ist diese Bandbreite (DSL light) die maximal verfügbare Geschwindigkeit. Geschwindigkeiten von vor 15 Jahren sind in vielen Teilen Bayerns und Deutschlands noch immer bittere Realität. Beim Breitbandausbau hinkt Deutschland im internationalen Vergleich weit hinterher.

Doch Moment – wie definiert sich eigentlich Breitband?

Nach Definition der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) ist Breitband alles mit einer Datenübertragungsrate von mindestens 2048 kBit/s. In Deutschland ist oft schon bei allen Anschlüssen, die schneller als ISDN sind, die Rede von Breitband. Also auch DSL light mit den angesprochenen 384 kBit/s sowie Mobilfunk-Datennetze zählen dazu. Dabei sollte Breitband als ein flexibler Wert verstanden werden, im Sinne von: Was ist heutzutage angemessen?

Internet ist längst mehr als Surfen und E-Mails checken. Auch Generationen, die nichts mit dem Computer an sich am Hut haben, werden zu Internet-Usern und brauchen Bandbreite. Mittlerweile laufen Telefon und Fernsehsender-Angebote häufig über das Internet und auch der Smart-TV im Wohnzimmer bezieht Inhalte aus dem Netz. Musik wird immer häufiger aus dem Internet gestreamt, „Video on Demand“-Dienste erfreuen sich wachsender Beliebtheit, Fotos und Videos werden in immer besseren Auflösungen geteilt, all unsere Daten sind in der Cloud gespeichert und all dies ist erst der Anfang.

In Anbetracht dieser Entwicklung muss Breitband heute weit höher angesetzt werden.

Der internationale Vergleich

Während es in Finnland bereits ein Grundrecht auf mindestens 1 MBit/s gibt, und in Norwegen Glasfaserausbau konsequent vorangetrieben wird, versucht man in Deutschland noch möglichst viel aus den Kupferleitungen herauszuholen und durch LTE unerschlossene Gegenden zu erreichen. Das ist nicht grundlegend schlecht, aber ist langfristig keine Lösung. Wie schlecht unsere Datennetze aussehen, zeigt die Tatsache, dass Deutschland in der Statistik des  FTTH Council Europe zur Anzahl der angebundenen Haushalte mit Glasfaser erst gar nicht auftaucht. Dies wird durch einen Bericht des Bundestagsausschusses für Bildung und Forschung bestätigt. Selbst die angebotenen Internetzugänge in Deutschland sind selten so schnell wie angepriesen.

Um allen Bürger*innen eine Gesellschaftliche Teilhabe – auch im Internet – zu ermöglichen, bedarf es den konsequenten Ausbau der Datennetze mit zukunftssicheren Technologien. Und man darf durchaus auch darüber nachdenken, ob in der heutigen Informationsgesellschaft Datennetze nicht in der Hand der Bürger besser aufgehoben wären.

 


8 Kommentare

facebook_Lazahrus · 25. April 2013 um 20:05

Jep schöner Eintrag! Find die Passage dass es in Dorsbrunn ka gscheites Internet gibt voll gut! 😀

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